Bundesstraße 40
D - 20146 Hamburg
Telefon 040 - 45 81 92
Öffnungszeiten
Mo-Do 10.00-13.00 Uhr
15.00-18.00 Uhr
Fr 10.00-14.00 Uhr
& nach Vereinbarung

SCHERBEN-KLINIK Arne Zimmermann ~ seit 1935 ~
Unsere Reparaturen sind alltagstauglich und spülmaschinenfest!

Marmor, Stein und Eisen bricht

... und Porzellan wird repariert von Arne Zimmermann

Scherben bringen Glück...
Das behauptet zumindest ein altes Sprichwort. Doch wenn tatsächlich die geliebte Frühstückstasse klirrend zu Boden geht, ist man erstmal ziemlich unglücklich. Und wenn vom teuren Meißner Erbstück nur noch Scherben übrig bleiben, so bedeutet das meistens eine mittlere Katastrophe. Aber zum Glück gibt es Arne Zimmermann. In seinem Porzellan-Reparatur-Studio kümmert er sich um Zerbrochenes aller Art und tröstet sogar die verzweifelten Besitzer. "Viele müssen sich erstmal von der Seele reden, wie das Mißgeschick passiert ist", erzählt der 29jährige. Fast alle Kunden verlassen das Geschäft mit dem beruhigenden Gefühl, daß der "Porzellandoktor von solvente" ihr Lieblingsstück wieder richtet. Und der gibt sich größte Mühe, um ihren Erwartungen gerecht zu werden. Das Wort "kaputt" existiert für ihn zunächst gar nicht. Auch für scheinbar aussichtslose Fälle gibt es bei Arne Zimmermann meist eine Lösung.

So bleibt er äußerst gelassen, als er eine Plastiktüte auspackt, deren Inhalt aus einigen handtellergroßen Teilen und zahllosen winzigen Splittern besteht. "Das war eine kleine Tänzerin aus Porzellan", erklärt der Kunde. Sein unverhohlenes Entsetzen läßt erkennen, daß er die filigrane Balletteuse nicht für einen Polterabend verwenden wollte. Die Figur wurde aus Frankreich geliefert, war aber für den Transport offensichtlich nicht korrekt verpackt worden. Während der Besitzer sichtlich nervös auf Arnes Zimmermanns Diagnose wartet, nickt dieser nur bedächtig. "Kein Problem", meint er dann, "Ich hab' schon Schlimmeres gesehen."

Er wird die Teile zunächst wieder zusammen "puzzeln" und aneinander kleben. Eventuelle Lücken füllt Arne Zimmermann mit Kunstharz aus, denn die stecknadelgroßen Splitter der Figur kann er nicht wiedereinfügen. Die geklebten Stücke werden dann in einem sehr heißen Ofen regelrecht "zusammengebrannt", damit sie auch ja nicht wieder zerbrechen. Anschließend wird alles noch einmal farblich nachgearbeitet. "Auf dem Gebiet bin ich nicht so gut", gesteht er, "deshalb erledigt hier eine Kunststudentin diese sehr akribischen Malereien."

Um zu demonstrieren, daß nach der Reparatur kaum sichtbare Spuren bleiben, nimmt der junge Mann ein weißes Porzellanroß vom Regal. "Hier war ein Vorderfuß abgebrochen", erklärt er und deutet auf die besagte Stelle. Erkennbar ist absolut nichts, doch Arne Zimmermann hat hier einen anderen Pferdefuß aus Keramik angeklebt. "Der Originalhuf war abhanden gekommen", grinst er, "da mußte ich improvisieren." An Ideen zur Wiederherstellung seiner "Porzellanpatienten" mangelt es dem Hamburger jedenfalls nicht. Hat er mal kein Ersatzteil zur Hand, schleift er eine Scherbe so lange zurecht, bis sie paßt oder modelliert ganz neue Teile aus hartem Gips.

Gelernt hat Arne Zimmermann dieses seltene Metier von seiner Mutter, die das Studio in der Sierichstraße - gegenüber vom U-Bahnhof "Hudtwalckerstraße" - schon 1966 eröffnete. "Eigentlich wollte ich hier nie arbeiten"'erinnert sich Arne Zimmermann, "es reichte mir, daß ich seit frühester Kindheit nur von Scherben und Porzellan umgeben war. So machte er um die Werkstatt immer einen großen Bogen, lernte stattdessen erst Tischler und später Autoverkäufer. Beim Jobben in Mutters Laden packte ihn schließlich doch die Leidenschaft für Splitter und Scherben. "Erst durfte ich nur Gläser abschleifen und einzelne Teile reinigen", erzäht er belustigt, "aber bald mußte ich auch mal einen abgebrochenen Henkel wieder ankleben."

Inzwischen hat der sympathische Hamburger den Laden längst fest im Griff. Viele Sammler und Museen wenden sich an ihn, damit er ihre alten Kostbarkeiten repariert. Oft aber bringen die Kunden auch ihr Alltagsgeschirr - weil das Zerbrochene zu einem Service gehört, das es nicht mehr zu kaufen gibt, oder weil es für sie einen hohen ideellen Wert hat. Vieles kann Arne Zimmermann nicht vollständig restaurieren, sondern nur erhalten, das heißt man sieht nach der Reparatur noch die Klebestellen. "Das läßt sich manchmal nicht verhindern", bedauert der Porzellandoktor, "aber oft sind die Kunden glücklich, wenn sie ihr Lieblingsstück, das sie schon verloren glaubten, wieder an seinen alten Platz ins Regal stellen können."

(Hamburger Rundschau v. 17.11.1994)